Sommersonnenwende
Nun die Sonne soll vollenden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ozean!
Ihrer Göttin Jugendneige
Fühlt die ahnende Natur,
Und mir dünkt, bedeutsam schweige
Rings die abendliche Flur.
Nur die Wachtel, die sonst immer
Frühe schmälend weckt den Tag,
Schlägt dem überwachten Schimmer
Jetzt noch einen Weckeschlag;
Und die Lerche steigt im Singen
Hochauf aus dem duft'gen Tal,
Einen Blick noch zu erschwingen
In den schon versunknen Strahl.
Nun die Sonne soll vollenden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ozean!
Ihrer Göttin Jugendneige
Fühlt die ahnende Natur,
Und mir dünkt, bedeutsam schweige
Rings die abendliche Flur.
Nur die Wachtel, die sonst immer
Frühe schmälend weckt den Tag,
Schlägt dem überwachten Schimmer
Jetzt noch einen Weckeschlag;
Und die Lerche steigt im Singen
Hochauf aus dem duft'gen Tal,
Einen Blick noch zu erschwingen
In den schon versunknen Strahl.
von Ludwig Uhland (1787-1862)
Am 21. Juni ist Sommersonnenwende. Die Sonne erreicht ihren höchsten Stand, bevor die Nächte langsam wieder länger und die Tage kürzer werden. Das Mitsommerfest, wie es in den nordischen Ländern auch genannt wird, ist ein Fest der Freude und des Dankes. Es ist eine sorglose Zeit - alles wächst und gedeiht und vieles kann schon geerntet werden.
In keltischer und germanischer Zeit, wurden Dankes- und Freudenfeuer entzündet und es wurde um das Feuer getanzt, um den höchsten Sonnenstand zu feiern. Die Menschen trugen Gürtel oder Kränze im Haar die unter anderem Beifuß, Gundermann, Eisenkraut und Johanniskraut enthielten. Beifuß und Gundermann deshalb, weil sie die Hellsichtigkeit bei hierfür offenen und sensiblen Menschen stärkten und Eisenkraut, weil es abhärtet und Schutz vor Krankheiten brachte.
Zur Sommersonnenwende werden heute noch die wichtigsten Kräuter gesammelt – allen voran das Johanniskraut, aber auch der Beifuß, Eisenkraut, Kamille, Holunderblüten, Schafgarbe, Gundermann, Ringelblume und Königskerze. Die Sonnenenergie ist dann am höchsten und in der kalten, dunklen Winterzeit sind das die Pflanzen, die heilsam auf Seele und Körper wirken und ihre gespeicherte Sonnenenergie an uns abgeben.
Ein alter Brauch hat sich in meiner Familie bis zum heutigen Tag erhalten: am Sonnwendtag binde ich für meine Familie einen Beifußkranz, den wir an diesem Abend segnen und dabei um Schutz für uns bitten. Am nächsten Tag hänge ich diesen Kranz, der uns bis zur nächsten Sommersonnenwende beschützen soll, im Haus auf. Der Kranz aus dem Vorjahr wird in unserem Feuer verbrannt.
mein Kranz 2011 - frisch gebunden |
Ich wünsche Euch allen eine schöne Sonnwendzeit.
Liebe Grüße
Median